Eine alte Art und Weise des Lebens, von Natur und Religion Durchdrungen
80 Prozent der Bevölkerung Bhutans lebt bäuerlich in ländlichen Regionen. Die Bewohner der Bergregionen züchten Vieh und Yaks. In ihrem alltäglichen Leben sind Jahreszeiten und Religion von größter Wichtigkeit.
Bhutan ist weltweit die einzige Nation, in dem eine tantrische Form des Mahayana Buddhismus (Drukpa Kagyu) als Staatsreligion praktiziert wird. Das religiöse Oberhaupt des Landes ist der Je Khenpo, der die gleichen Machtbefugnisse hat, wie der König, der weltliche Führer. Der Buddhismus spielt sowohl in der kulturellen, ethischen als auch in der sozialen Entwicklung des Landes eine große Rolle und prägt ebenso die nicht-religiösen Aspekte des Alltagslebens. Aus diesem Glauben heraus entspringt eine tiefe Ehrfurcht vor der Natur und das Bestreben diese zu schützen. Feste sind ein wichtiger Bestandteil der Landeskultur und religiöse Stätten und Symbole sind allgegenwärtig: Die Straßen säumen zahlreiche kleine Schreine, Chortens oder Stupas genannt. Sie markieren Stellen, an denen Guru Rinpoche oder ein wichtiger lama (buddhistischer Priester) meditiert haben. Die im Wind wehenden bunten Gebetstücher (dharshing) prägen allerorts das Landschaftsbild. Die Buddhisten sind davon überzeugt, dass die Gebete auf den Tüchern durch den Wind alle Ecken der Erde erreichen.
Jung und Alt kann man dabei beobachten, wie sie die Chortens, Lhakhangs (Tempel) und Klöster umkreisen und dabei die Gebetsmühlen drehen oder mit Gebetsperlen hantieren. Jedes Haus verfügt über einen eigenen Altarraum, einen choeshum, der für Meditation, Gebet und Opfergaben genutzt wird.
Noch heute gehören jahrhundertealte Tänze und Lieder voller Symbolik aus allen Regionen Bhutans zum kulturellen Leben. Der Sanftmut und die Grazie der Volkstänze sowie der dramatische Ausdruck der maskierten Tänzer ziehen jeden Zuschauer in ihren Bann. Die Allgegenwärtigkeit der Religion ist ebenfalls in Architektur, Kunst und Zeichnungen zu bewundern, die Wände, Pflastersteine, Dächer oder die berühmten thangkas (Wandmalereien) schmücken.
Die Ehe
Früher wurden die Ehen von den Eltern der zukünftigen Ehepartnern beschlossen. Die vereinbarten Hochzeiten sind auch heute noch in den ländlichen Regionen Gang und Gebe, begründet auf dem Glauben, dass arrangierte Verbindungen länger hielten und ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaften fördeten. Im Laufe der Zeit hat sich diese Einstellung jedoch geändert und immer häufiger werden Ehen aus dem freien Willen heraus und aufgrund der Zuneigung der Brautleute zueinander geschlossen.
Hochzeiten in Bhutan können abhängig von Rang und Ansehen der Familien recht locker und informell ablaufen, aber auch durch zahlreiche komplizierte Rituale und Zeremonien bestimmt werden. In weniger wohlhabenden Kreisen ziehen die Partner einfach zusammen und verkünden, von nun an verheiratet zu sein. Obwohl Mitgiften unbekannt sind ist es durchaus üblich, den Brauteltern Wein, Getreide und geschlachtete Schweine zu schenken. Im Süden des Landes sind hinduistische Ehebräuche verbreitet.
Essen und Trinken
Hauptbestandteile bhutanischer Gerichte sind Fleisch, Gemüse und Getreide. Das feurige Nationalgericht ist ema datse (Chillischoten mit Käse). Nehmen Sie sich in Acht- die Chillischoten sind extrem scharf! Sie werden von den Einheimischen nicht als Gewürz sondern als Gemüsebeilage betrachtet. Darüberhinaus sind die zum Trocknen auf den Häuserdächern ausgebreiteten Schoten durchaus sehenswert. Falls Sie doch eher zu weniger scharfen Gerichten tendieren, probieren Sie doch kewa datse (Kartoffeln mit Käse) oder auch Pilze mit Käse (shamu datse). Auch phaksha paa, ein Gericht aus Schweinefleisch, Chillischoten und Gemüse, oder tukpa, eine Art Nudelsuppe, sind empfehlenswert.
Zu besonderen Anlässen wird gern suja (Buttertee) serviert. Selbstgebrautes Bier, chang, und Spirituosen, arra, erfreuen sich besonders im Osten des Landes großer Beliebtheit. Eine weitere landestypische Delikatesse ist doma, bestehend aus einer in Betelblättern eingewickelten Betelnuss mit Limette. Die Betelnuss sondert beim Kauen einen roten Saft ab und wird Gästen oft zur Begrüßung angeboten. Chugo ist ein Klumpen aus getrockneten harten Yak-Käse und wird für Stunden im Mund gekaut – der Geschmack sit sicher gewöhnungsbedürftig.